Sprechblasen mit Fragezeichen

„Ich sag mal ...!“

Über Schmerzpunkte durch Sprachmarotten und Füllwörter.

Profitieren Sie von unseren lebendigen Texten gegen zähen Textbrei und Füllwörter! Sagen Sie es Ihren Kunden „einfach“ und verständlich!

Schild Stop
„Ja ... ich sag mal ... halt ... sozusagen!“

Letztes Update: 24.11.2022, Dieter Wiemkes -
Viele benutzen für Denkpausen das altbekannte „... ääh ...“, andere nutzen dafür Füllwörter, auch in schriftlichen Texten. Einige verwenden gern überflüssige Wörter um einen gewissen Grad an Bildung oder Gruppenzugehörigkeit zu dokumentieren. Eher peinlich wird es dann, wenn beides in Kombinationen verwendet wird: „Ääh, ja, ich sag ´mal, das ist halt so ...“.
Anmerkung: In diesem Text sind absichtlich gesetzte Füllwörter enthalten. Wer sie findet, darf sie behalten. 😉

„... ich sag ´mal ...“

Vor etwa 30 Jahren äußerte Uwe Seeler – für mich erstmals wahrnehmbar – die Wörter „ich sag ´mal“. Irgendwie habe ich mich damals – ich sag mal – 😉 fremdgeschämt.

Hmm ... wer außer „ich“ sollte das ansonsten ´mal sagen, wenn es doch meinem eigenen Ich entstammt? Oder möchte man zum Ausdruck bringen, dass da noch ein zweites paranoidales Ich herumspukt? 😉

„... ja ...“

Sprechdenker verwenden ebenfalls gern das Modalpartikel oder die Interjektion „ja, ...“. Besonders häufig hört man sie in Interviews mit Rennfahrern und Fußballspielern.

Man hat den Eindruck, dass man mit dem „Ja“ seinen Mitmenschen mitteilen will, dass man einen Gedanken, der einem soeben durch den Kopf gegangen ist, verstanden hat und damit einverstanden ist. Mit dem „Ja“ als Zustimmung will man sich wohl eine anerkennenswerte Leistung und Belohnung geben. Man versucht auch, dem eigenen Gedanken Gewicht zu verleihen, indem man anderen mitteilt, dass man mit sich gerungen hat und sich nun sicher ist.

„Ja“, das Gehirn teilt sich selbst mit, wie zufrieden es mit sich selbst ist. Es scheint ein zweites Ich in einer vermutlich gespaltenen Persönlichkeit zu geben. 😉

„... halt ...“

Seit etwa 1980 hat mit „halt“ 😉 ein neues Füllwort unsere Sprache erobert. Ursprünglich war es als resignative Feststellung gedacht. Es wurde aber vor allem bei Studenten als überflüssiger sprachlicher Lückenfüller beliebt. Sie meinten, mit halt 😉 etwas Besonderes ausdrücken zu können. Wenn man das Wort halt 😉 oft benutzt, dann gehört man halt 😉 zu einer Art Elite, die sich an der Sprache erkennt (?).

Oder ist es so, dass der Mund schneller ist als das Gehirn, wenn es sich selbst sagen muss: „HALT, du musst erst nachdenken!“?

Manche Menschen tragen diese Unart ihr Leben lang mit sich herum und „vererben“ sie leider sogar an ihre Kinder.

„... sozusagen ...“

Ende 2020 benutzte unsere ehemalige Bundeskanzlerin in einer Pressekonferenz auffällig oft (gefühlte 30 mal) das Wort „sozusagen“. Seitdem ist auffällig, dass immer mehr Redner das Wort „sozusagen“ unnötig oft - und sozusagen an der falschen Stelle 😉 - verwenden.

Das soll wohl „sozusagen" 😉 eine Art Unterwürfigkeit und Solidarität mit der ehemaligen Kanzlerin zum Ausdruck bringen (?).

„... welches ... mittels ...“

Nicht nur beim Sprechen ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen Gehirn und Sprechmuskulatur wichtig. Um die Lesenden nicht der Schleudergefahr auszusetzen, ist auch beim Schreiben vorheriges Nachdenken angesagt. Oft liest man das Wort „welches“, welches 😉 eindeutig auf eine veraltete, verdrehte und leider oft unverständliche Ingenieursprache hinweist, die die Schreibenden zu pflegen scheinen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „mittels“. Vermutlich will man damit ein hohes Maß an Ingenieurwissen demonstrieren. Oder man macht sich nicht die Mühe, einen treffenderen Begriff zu verwenden.

„... gleichwohl ...“

Ein Wort, das in letzter Zeit ebenfalls häufig vorkommt, ist das Konjunktionaladverb „gleichwohl“. Eigentlich dient es dazu, widersprüchliche Aussagen zu verbinden und den vorhergehenden Satz abzuschwächen. In der Jurisprudenz ist „gleichwohl“ 😉 ein beliebter Ausdruck, der um 1650 und 1890 häufig verwendet wurde.

Gleichwohl" 😉 mag von einigen Zeitgenossen als intelligente Ausdrucksweise interpretiert werden. Man will wohl hochdeutsch und intelligent klingen.

Überflüssige Adverbien und Konjunktionen, die Ihre Aussagen entwerten:

augenscheinlich, ausdrücklich, bei weitem, anscheinend, besonders, bestenfalls, bestimmt, demgegenüber, demgemäß, echt, eigentlich, einfach, einigermaßen, einmal, endlich, erheblich, etwa, etwas, fast, folgendermaßen, ausnahmslos, fortwährend, fraglos, freilich, ganz gewiss, ganz und gar, gar, gelegentlich, genau, gerade, geradezu, gesagt, gewiss, gewissermaßen, gewöhnlich, gleichsam, grundsätzlich, gänzlich, halt, hervorragend, hier und da, ich glaube, ich sage mal, im Prinzip, immer, in Wahrheit, in aller Deutlichkeit, in der Regel, in diesem Zusammenhang, in etwa, in gewisser Weise, infolgedessen, inzwischen, irgend, irgendwann, irgendwie, irgendwo, ja, jede, kaum, keinesfalls, keineswegs, letzten Endes, letztendlich, mal, man könnte sagen, manchmal, maßgeblich, mehrere, meist, meistenteils, mutmaßlich, möglicherweise, nachhaltig, natürlich, nicht wahr, nichtsdestotrotz, nichtsdestoweniger, nie, niemals, normalerweise, nun, nur, offenbar, offenkundig, oft, ohne Umschweife, ohne Zweifel, plötzlich, praktisch, regelrecht, relativ, ruhig, schon, sehr, selbstredend, seltsamerweise, sicher, sicherlich, sogar, sogleich, sonst, sozusagen, streng, unbedingt, ungefähr, unlängst, unsinnige, ursprünglich, überhaupt, übrigens, vergleichsweise, vielfach, vielleicht, völlig, vollkommen, wahrscheinlich, weitgehend, welches, wenige, wenigstens, wieder, wieder einmal, wirklich, wohl, ziemlich, zugegeben, zweifellos, zweifelsohne.

Werten Sie Ihre Sprache und Texte ohne Füllwörter oder Sprachmarotten auf!
Sonst ist alles schwer verständlich und wird als Wortbrei interpretiert.
Machen Sie sich nicht zum Sprach-Exhibitionisten!